Andacht am ersten Sonntag nach Ostern
Der erste Sonntag nach Ostern. Heute hätten wir Konfirmation gefeiert. Das halbe Dorf wäre auf den Beinen gewesen. Eine volle Kirche. Eltern, Großeltern und Paten, dazu die Gemeinde. Vorne im Altarraum die Jugendlichen in hübschen Kleidern und schicken Anzügen. Orgelspiel und festlicher Gesang. Dazu ein Wetter, wie es im Bilderbuch steht.
Corona hat das alles auf den Kopf gestellt. Die Konfirmationen - verschoben. Wir bleiben zu Hause und üben uns in Geduld. Haben unseren gemeinsamen Tag mit den kleinen festen Ritualen. Versuchen die Zeit zu nutzen so gut es geht. Und so vergehen die Tage. Kalenderblatt um Kalenderblatt.
Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden,
heißt es da für heute in einem Trostwort aus dem Propheten Jesaja.
Kraft zu haben, ist nicht selbstverständlich. Wie schön ist das, morgens aufzuwachen, ausgeschlafen und fröhlich aufzustehen. Doch vielen geht es in diesen Tagen und Wochen oft anders: Mancher mag vielleicht morgens gar nicht wirklich gerne aus dem Bett, weil er nicht weiß, was ihn heute wieder erwartet an schlechten Nachrichten. Mancher kommt gerädert vom Einkaufen wieder. Ein unnützer Streit in der Schlange geht ihm noch nach. Manche fällt abends nur noch müde ins Bett, nachdem sie gefühlte 100 Mal die Schutzkleidung an und wieder ausgezogen hat. Für jedes Zimmer und jeden Bewohner immer wieder neu. Achtsam und zugewandt. Abends lässt die Anspannung nach und Erschöpfung macht sich breit. Woher die Kraft nehmen für den nächsten Tag?
Damit Adler fliegen lernen, werden sie aus dem Nest geworfen, doch ihre Eltern passen auf und achten auf ihre Kleinen. Sie lassen sie nicht aus dem Blick. Wenn die Jungen ins Taumeln geraten, fangen sie sie auf. Dann tragen die Alten die Jungen.
Die Corona Krise hat uns ein Stück weit auch aus unserem Nest geworfen. Das, was wir erleben, haben wir vorher nicht einüben können. Und jetzt müssen wir fliegen lernen. Unseren Weg finden durch die Krise. Doch wenn unsere Flügel lahm werden, wollen Jesajas Worte Hoffnung geben, dass es sich lohnt weiterzumachen, dass die Situation sich verändern wird und dass wir auf Gott vertrauen dürfen. Er wird uns immer wieder auffangen. Unter seinen Fittichen dürfen wir uns bergen.
Einen guten Start in die kommende Woche wünscht Ihnen und Euch
Ihre/Eure Pastorin Alexandra Heimann